Cd-Besprechung
Leserwertung: 14.0 Punkte
Stimmenzahl: 13
Ein echter, großer Dylan-Fan war ich eigentlich nie. Jedenfalls nicht im Sinne eines „Dylanologen“, der alle Platten „seiner Bobness“ akribisch zu sammeln und seine Texte bis auf’s Mark zu analysieren pflegte. Meine Beziehung zu Bob Dylan ist vielmehr jener Nick Hornbys ähnlich, der in seinem formidablen Musikliebhaberband „31 Songs“ ebenfalls „beichtet“, kein Fan zu sein. Aber eben doch „Blonde On Blonde“, „Highway 61 Revisited“ und „Bringing It All Back Home“ besitzt. Und natürlich “Blood On The Tracks” („Diese vier besitzt jeder, der Musik mag.“).
Um noch kurz bei Hornby zu bleiben: Im weiteren unterhaltsamen Verlauf seiner Erzählung tut er, so ganz nebenbei, kund, dass er aus den unterschiedlichsten Gründen noch mindestens 20 bis 30 weitere Dylan-Platten besitzt. Nachvollziehbar sind diese Gründe für mich allesamt. Auch ich habe die ersten vier seiner Platten im Regal stehen (aus Nostalgie), die 1980er-Jahrgänge ebenfalls (als Beweis, dass auch ein Genie sich irren kann) und auch z.B. jene Live-Platte, von der man heute weiß, dass sie nicht in der Royal Albert Hall aufgenommen wurde. Neben „Blonde On Blonde“ zählt das erst drei Jahre alte „Modern Times“ mittlerweile zu meinen All-Time-Favoriten, wobei es meistens einzelne Songs sind, die mich begeistern, und weniger ganze Werke: „Spirit On The Water“ und insbesondere „Workingman’s Blues #2“ (beide auf „Modern Times“ zu finden) gehören meiner Ansicht nach zu den besten Songs dieser Karriere und ohne Zweifel zu großen Songs der „00“-er Jahre insgesamt.
Nun liegt Dylans neues Album „Together Through Life“ auf meinem Plattenteller, und die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch: Mit „Time Out Of Mind“ (das dort entaltene „Not Dark Yet“ ist noch so ein Hit, der niemals wieder aus meinen Ohren verschwinden wird), „Love & Theft“ und dem genannten „Modern Times“ zeigte er sich in den letzten fast zehn Jahren auf einer der vielen Höhen seines Schaffens.
Das neue Album steht (in meinen Ohren) den bisherigen Platten dieses Jahrzehnts in nichts nach (habe ich die tolle „Bootleg Series Vol. 8“ aus dem letzten Jahr erwähnt?). Die größte Auffälligkeit an all diesen (sic!) zehn neuen Liedern ist das von David Hidalgo (Los Lobos) gespielte Akkordeon - aber darüber wurde an anderer Stelle bereits genug philosophiert, analysiert und interpretiert. Ebenso in die Einordnung in das Gesamtwerk.
Das Eröffnungsstück „Beyond Here Lies Nothin‘“ ist gleich wieder so Hit, der für immer bleiben wird. In „My Wife’s Hometown“ klingt Dylan etwas arg (naja, eigentlich recht sympathisch) nach Tom Waits, „If You Ever Go To Houston” wiederum ist der zweite Meilenstein dieser Platte. Der Rest ist streng genommen nicht mehr als Durchschnittsware, zumindest ausgehend vom besagten hohen Niveau der letzten Platten. Für mich persönlich genügt das aber völlig, um Dylan mit großer Begeisterung weiterhin die Treue zu halten. Wie ein echter Fan eben, fast.
13 Punkte (von max. 15)
Daniel Höfelmann, 26.04.2009
TRACKLIST
1. Beyond Here Lies Nothin'***
2. Life Is Hard
3. My Wife's Home Town
4. If You Ever Go to Houston
5. Forgetful Heart
6. Jolene
7. This Dream of You
8. Shake Shake Mama
9. I Feel a Change Comin' On
10. It's All Good
[ *** Anspieltipps ]
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