Cd-Besprechung
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Irgendwie wiederholt sich die Geschichte. Nach beinahe jedem Avantasia-Album zieht Tobias Sammet den virtuellen Schlußstrich unter das Projekt, nur um kurze Zeit später doch wieder einzulenken und neue Aufnahmen anzukündigen. So auch dieses Mal: Nachdem der Edguy-Frontmann auf dem Wacken Open Air 2011 einmal mehr das definitive Avantasia-Ende verkündet hatte, steht nun das jüngste Avantasia-Output "The Mystery Of Time" in den Ladenauslagen. Im Gegensatz zu vielen seiner Musiker-Kollegen, die ihre Band gerne mal medienwirksam zu Grabe tragen, um sich einige Jahre später die angeblich niemals zuvor ins Auge gefasste Rückkehr fürstlich bezahlen zu lassen, nimmt man dem bodenständigen Hessen die Beweggründe für bzw. gegen ein Avantasia-Ende problemlos ab. Schließlich hatte er Avantasia vollkommen ohne Radio-Airplay weltweit etabliert und wollte eigentlich an dem Punkt aufhören, an dem es am Schönsten war. Auf der anderen Seite sprudelten jedoch die Ideen weiter, so dass sich schließlich der Künstler in Herrn Sammet durchsetzte und eine Fortsetzung der Rockoper möglich wurde.
Bedingung hierfür war jedoch, dass auch neue Einflüsse ausprobiert wurden, was schließlich im Engagement des rund 60 Köpfe starken Deutschen Filmorchesters Babelsberg mündete. Davon abgesehen geben sich mal wieder zahlreiche Gastmusiker ein Stelldichein wie z.B. Unisonic- bzw. Ex-Helloween-Goldkehlchen Michael Kiske, Saxons Biff Byford oder Ex-Deep Purple / Rainbow-Sänger Joe Lynn Turner. Da mag man gar nicht so recht darüber nachdenken, wie viel das Album am Ende gekostet hat; klar ist jedoch, dass die Erwartungshaltung vor dem Hintergrund des hier betriebenen Aufwands sowie der Klasse der Vorgänger sehr groß ist.
Vielleicht ein wenig zu groß, denn "The Mystery Of Time" stellt sich für mich nach einigen Durchläufen und im Vergleich zum letzten Studio-Doppelschlag "Angel Of Babylon" / "The Wicked Symphony" mehr als ein Schritt zurück als einer nach vorne dar. Diese Aussage klingt jetzt erst einmal nach einem ziemlich schwachen Album. Genau das ist "The Mystery Of Time" aber nicht. Tatsächlich bietet Herr Sammet einmal mehr soliden Bombast-Rock / -Metal, dem allerdings das I-Tüpfchelchen fehlt. Denn die Songs sind "nur" okay, aber irgendwie fehlen mir die richtig großen Hits vom Format eines "The Toy Master", "Death Is Just A Feeling" oder - um ein wenig weiter in die Vergangenheit zu reisen - "The Seven Angels". Hinzu kommt, dass ich mich bei manchem Track frage, ob der Einsatz des Orchesters wirklich notwendig war, oder ob es nicht auch eine entsprechende Komposition aus der Konserve - sprich Keyboard - getan hätte. Das mag Geschmackssache sein und letzten Endes zahlt die Rechnung ja Tobias bzw. sein Label, aber irgendwie hatte ich mir von der Ankündigung des Orchesters mehr erwartet. Ironischerweise ist das Album sogar trotz des Orchester-Einsatzes eine Ecke metallischer ausgefallen als die letzten Avantasia-Alben, aber das nur am Rande.
Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich von "The Mystery Of Time" enttäuscht wäre, da die Tracks weit oberhalb der Leistungsgrenze der meisten Bands liegen. Doch im direkten Vergleich mit seinen Vorgängern fällt das Album ein wenig ab, wodurch ihm ein vorderer Platz in der Sammetschen Werkschau leider verwehrt bleibt. Dennoch werden Freunde von opulenten Bombast-Rock /-Metal kaum um diese Scheibe herumkommen.
12 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 04.04.2013
TRACKLIST
1. Spectres
2. The Watchmaker's Dream (***)
3. Black Orchid
4. Where Clock Hands Freeze
5. Sleepwalking
6. Savior In The Clockwork (***)
7. Invoke The Machine
8. What's Left Of Me (***)
9. Dweller In A Dream
10. The Great Mystery
[ *** Anspieltipps ]
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