Cd-Besprechung

Aurelia

Our Love Is War

Mathildas Tontraeger
  Vö: 25.03.2006

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  12.8 Punkte
Stimmenzahl: 14

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Vor sechs Jahren erschien ein Album namens "Full Collapse", das seinen Protagonisten Thursday den Weg bahnte an die Front eines Genres, dass ihnen heute eher im Wege steht und gleichzeitig Platz lässt. Nichtsdestotrotz knallte dieses kleine Meisterwerk, ein Manifest wütender Verzweiflung, alle Sicherungen raus - von denen ein damals Heranwachsender vorher möglicherweise gar nicht wusste, dass diese existieren.

Bei Aurelia aus Bielefeld hat das wahrscheinlich ähnlich eingeschlagen. Wie sonst ist der Opener ihrer aktuellen EP "Our Love is War" mit seinem Titel "Silhouettes Of Shipwrecks And Doublegraves" zu begreifen? Ein Klavier begleitet hier und da wuchtige Gitarren, die Dir zu Begrüßung gleich mal um die Ohren geworfen werden und zweistimmigen Gesang, dessen Aufbau eben Thursday´s "Understanding In A Car Crash" in nicht viel nachsteht. Für die Erkenntnis, dass diese emotionale Ebene aber nur ein Baustein auf "Our Love Is War" und von Aurelia als Ganzem ist, braucht´s keinen Szene-Doktor. Denn der wirkliche Faden ist zwar dunkelrot, heißt aber Punkrock im besten Sinne und wird im heroesken "Dear Bruce Banner, I Never Thought I Would Be Like You" vielleicht am besten auf den Punkt gebracht. Und da klingt dann auch eine stürmische Euphorie durch, die so vielen anderen eher abgeht. Aurelia´s Sound klingt zwar nach viel, biedert sich aber nirgendwo an, sondern ist grundehrlich, allein deshalb bemerkenswert und weder in die Hardcore-, die unsagbare Emo- noch in die alte Punkschublade zu stecken – lieber erstmal draußen liegen lassen. Vielleicht werden Aurelia´s Stärken dann nicht "nur" von Freunden wie den packenden Jupiter Jones wahrgenommen, auf deren reanimiertem "Mathildas Tonträger" - Label "Our Love Is War" erscheint. Hätten denn Equal Vision (u.a. Boysetsfire, Circa Survive, Jonah Matranga) eine hiesige Niederlassung – Aurelia passten nur zu gut in deren Labelphilosophie und Ansatz an Musik.

Und bevor man sich aber allzu sehr in solch theoretischen Überlegungen verliert, endet mit "Nevertheless You Should Believe In These Footprints In The Sand" (schon auf der 2003er EP "From These Hands Of Disappointment I´ve Got Nothing More To Give" zu finden) und dem Klavier das kleine Drama und dank liebevollem Artwork Gesamtkunstwerk nach keiner halben Stunde, und Aurelia und niemand anderes hallen leise in den Köpfen nach. Spricht nicht gegen ihre Helden, sondern einzig und allein für sie.

11 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof, 31.05.2006

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