Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 6
Lange nichts mehr von John Frusciante gehört, oder? Fast hätte man ihn vergessen. Es ist ja immerhin schon gut ein Monat vergangen seit dem Vorgänger „The Will To Death“. Kaum hat man diesen traurigen Brocken einigermaßen verdaut, gibt’s mit „Automatic Writing“ auch schon einen Nachschlag, wie er sperriger kaum hätte ausfallen können. Nur zur Erinnerung: vorliegendes Album ist der zweite Streich von Frusciantes ehrgeizigem Projekt, sechs Alben in sechs Monaten auf den Markt zu bringen. Darüber und über alle damit zusammenhängenden Fragen wurde hier und andernorts schon en detail debattiert, so dass ich mir das jetzt mal erspare.
Ataxia, das ist also der Name des neuen Projekts von Frusciante, für das er neben Intimus Josh Klinghoffer den Fugazi Bassisten Joe Lally ins Boot holen konnte. Letzterer tat sich nicht nur an der Bassgitarre gütig, sondern steuerte auch einige Gesangslinien bei. Rein personell betrachtet also bereits Zutaten von einem gewissen Komplexitätsgrad. Und so ist „Automatic Writing“ mitnichten das, was man ein einfach zugängliches Album gespickt mit Ohrwürmern nennt. Fünf Songs auf einer Gesamtspieldauer von gut 44 Minuten. Folgerichtig ergeben sich Nummern in einer Länge zwischen 6 und 12 Minuten. Längere Triumphzüge in den Single-Charts dürften Frusciante mit derart handlichem Material also eher versagt bleiben, wobei ich die kühne Prognose wage, dass es ihm darauf auch nicht ankam. Aber auch die Songs an sich geraten um einiges komplexer und verschrobener als die zwar düsteren, aber überwiegend an klassischen Songstrukturen orientierten Lieder auf „The Will To Death“. Der musikalische Ansatz von Ataxia ist in psychedelischem Rock zu suchen, der Rhythmus harrt oft aus, darüber erklingt Frusciantes unverkennbares Gitarrenspiel und sein Gesang, der an manchen Stellen schlicht nicht verständlich ist. Geräusche aus dem Synthesizer zerstören sofort jedes aufkeimende Gefühl von Gleichklang.
Im Info liest man, das gesamte Album sei allein Resultat von Improvisationen, was an manchen Stellen allerdings schwer vorstellbar erscheint. Als zu komplex erweisen sich die Strukturen nach mehrfachem Hören, um bloßes Resultat entspannten Jammens zu sein. Aber vielleicht unterschätze ich die Fähigkeiten von Frusciante und Konsorten auch und all dies entspringt tatsächlich einer schier unglaublichen Spontaneität. „Automatic Writing“ ist ein interessantes Album, das die Konzentration des Hörers beansprucht. Wer bereit ist, diese aufzubringen, der wird gewiss über längere Zeit mit diesem Album auf angenehme Weise beschäftigt sein.
10 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 24.08.2004
TRACKLIST
1. Dust ***
2. Another
3. The Sides
4. Addition ***
5. Montreal
[ *** Anspieltipps ]
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