Cd-Besprechung
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Atari Teenage Riot waren in den Neunzigern eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ihre Mischung aus Techno und agitatorischem Punk, gekoppelt mit linksradikalen Botschaften, sorgte nicht nur bei Eltern für Aufsehen: über das Label der Beastie Boys, Grand Royal, schafften Alec Empire und seine Band den Sprung in die Staaten und verkauften sogar eine Menge Platten. Der "Digital Hardcore" fand seinen Höhepunkt, als ATR auf einer 1.Mai-Demonstration gegen die Polizei hetzten und festgenommen wurden. Eine aufregende, höchst intensive Zeit. Nachdem Rapper Carl Crack dem Drogenkonsum erlag, wurde es Anfang der 00er-Jahre still um die Band, Alec Empire feierte mit seinen Soloprojekten Erfolge.
Wir schreiben das Jahr 2011, und die Frage, die in jedem Review zu "Is This Hyperreal?" berechtigterweise gestellt werden wird, ist: Braucht die Welt noch ein Atari Teenage Riot Album? Eine Frage, die im Grunde recht dämlich ist. Über einen Zeitraum von 10 Jahren entwickeln sich Bands entweder weiter, oder sie spielen aus Profitgier eine Handvoll Konzerte um dann wieder zu verschwinden. Bei ATR ist beides nicht der Fall: Sie haben ein neues Album aufgenommen, das genauso gut Ende der 90er hätte erscheinen können. Aggressiver Techno mit dem Rhythmus untergeordneten Gitarren-Hooks. Die Vocals gleichen noch immer eher einem Bellen als wirklichem Gesang. Und die Botschaften sind immer noch eindeutig: "Hände hoch! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Verbrennen Sie Ihre Ausweise! Sie sind verhaftet!", schreit Alec Empire durch das Megafon in Richtung Bundestag, plakative Songtitel wie "Blood In My Eyes", "Black Flags" oder "Digital Decay" geben die Marschrichtung vor.
Vergleicht man das Ganze dreist mit dem Audiolith-Tross, der ebenfalls auf jeder linken Veranstaltung gern gesehener Gast ist, bieten ATR immer noch den aggressiveren, kompromissloseren Rave. Allerdings hätte dem Album ein wenig Understatement gut getan, oder irgend ein anderes überraschendes Moment. Die besten Songs sind neben "Codebreaker" letztendlich "Collapse Of History" und "Shadow Identity", gerade weil sie auch mal den Bleifuß vom Gaspedal nehmen. Wer Atari Teenage Riot schon kennt, wird von "Is This Hyperreal?" sicher nicht mehr geschockt werden. Für alle anderen bietet das Album einen guten Ausgangspunkt, eine klaffende Wissenslücke zu schließen.
9 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 14.06.2011
TRACKLIST
1. Activate [Explicit]
2. Blood In My Eyes
3. Black Flags
4. Is This Hyperreal?
5. Codebreaker ***
6. Shadow Identity ***
7. Re-Arrange Your Synapses
8. Digital Decay
9. The Only Slight Glimmer Of Hope
10. Collapse Of History ***
[ *** Anspieltipps ]
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