Cd-Besprechung

Aphex Twin

Drukqs

Warp (ZOMBA)
  Vö: 22.10.2001

Bewertung:  14 Punkte
Leserwertung:  10.2 Punkte
Stimmenzahl: 12

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Krank, verwirrend, schizophren, verrückt, durchgeknallt, vertrackt, intelligent, vielfältig. Um die Liste der Adjektive zu vervollständigen, die das neue Album von Aphex Twin beschreiben fehlen noch zwei wichtige: 1. Extrem und, 2. schön. Man könnte auch sagen extrem schön, wobei das Eine gleichzeitig eine Bewertung des Anderen ist, ein gewaltiger Unterschied, aber trotzdem paßt beides, denn was Richard D. James auf den Doppelcds zusammengefrickelt hat, ist in Sachen Elektronik das Widersprüchlichste was ich jemals gehört habe. Und das, obwohl der größte Unterschied zum Vorgänger „Richard D. James“ darin besteht, dass es sich hier um ein Konzeptalbum handelt, das am allerbesten im Ganzen funktioniert (was bei etwa 2 Stunden Spielzeit schon verdammt harter Tobak ist) und nicht eine Ansammlung von wirklich guten Ideen auf einem Album ist, wo jeder Track auch alleine bestehen kann. Widersprüchlich deswegen weil hier Dinge durch den Fleischwolf gedreht werden, die normalerweise so gut zusammenpassen wie Kartoffeln und Gummibärchen, hier aber ein Gesamtwerk ergeben, dass in seiner ganzen Abstraktheit von einer eigenartigen Harmonie umgeben wird, die einen sogar dazu bringen sich auch die wirklich perversen Tracks des Albums anzuhören, in denen man sich fragt, wie lange man einen Drumcomputer foltern muß, bis er einen solchen Sound produzieren kann. Zwischendurch gibt es auch mal kleinere Ausritte, z.B. in Keller in denen gerade gewerkelt wird und Frauen um ihr Leben schreien, oder zu Anrufbeantwortern auf denen Richards Eltern ihm ein Geburtstagsständchen schmettern.
Wären da nicht noch die wunderschönen Passagen auf dem Album, die Ihre Einflüsse haben aus der Klassischen, aber auch der traditionellen Chinesischen und Indischen Musik, wäre das Album die Vertonung von Milzbrand in der reinsten Form, aber glücklicherweise ziemlich kurz. Denn die schönen Stellen überwiegen ganz klar den Grausamen. Extrem schön. Extrem grausam. Zwei Extreme, Trotzdem Harmonie. Genial!

14 Punkte (von max. 15)

Marc , 19.11.2001

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