Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.4 Punkte
Stimmenzahl: 9
3 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, wenn man sie im kniend und niedergekauert vor dem Postkasten verbringen muss. Sicherlich gönnt man es A Life Divided sich für den Nachfolger von „Virtualized“ so viel Zeit zu lassen wie es eben sein soll, wahr dieses Scheibchen doch wahrhaft eine Geschenk der Götter und an dieses Status gilt es mit „Far“ anzuschließen. Als da liegt nun der Silberling auf dem Seziertisch, Bleistiftskalpell und Tupferpapier liegen bereit, die Analyse beginnt.
Track 1 „Anyone“ läutet den Start in eine neue A Life Divided Ära ein: Was von Anfang an überzeugt hatte, bleibt uns auch auf „Far“ erhalten: Der kryptisch-hymnische Mix aus Monstergitarrenwänden, epischen Samples und klangvollen Vokalwinden. Die Gitarren krachen und rings herum erhebt sich ein sanfter Nebel aus Klängen, so dass weder der Mosh-Fanatiker noch der Romantiker seine Zweifel haben dürfte. „Isolation“ steht dem keinen mm nach, walzt gleich zu beginn alles kurz und klein, fängt wieder vom ganz kleinen an, und schraubt sich nach oben, gipfelnd im brodelndem „I´m with you“ – gnadenlos. Locker wird trotzdem nicht gelassen. „Some kind of grey“ gibt sich zu Anfang betont ruhig, überzeugt aber nach gerade einmal 37 Sekunden mit Melodien für die man töten würde. Emotionalität bis zur Selbstaufgabe – ein höllenschweinegeiler Song !!!
„Hand of Healing, in Gestalt von Track vier, ein weiteres Meisterwerk aus der Soundschmiede, zum bangen wie gemacht, der Song geht dreckig nach vorne – Refrainmäßig sind alle Register gezogen - „Where is god“ sollte selbst den Isarkiesel zum grooven bewegen. Und denn, ja denn bewegen sich A Life Divided noch einen Schritt weiter und bieten mit „The ordinary“ einen Song, der zwar zu Anfang etwas unspektakulär beginnt, sich aber nach knapp zwei Minuten in Soundtrackqualitäten begibt, die man so noch nicht gesehen hat. Eine Hymne wie man sie nicht besser schreiben könnte, ein ganzes Geigenorchester begleitet Jürgen P. auf seinem Weg durch den epischen Teil des Musikuniversums. Gnadenlos gut gelungen.
Solid bleibt in der Strophe relativ flach, mag daran liegen, dass hier ausschließlich mit den gewohnten Samples gearbeitet wird, und drückende Gitarren fehlen, dagegen kann der Refrain und der anschließend folgende Apres-Refrain-Part deftig punkten, insgesamt noch ein klasse Song, obwohl mit über 6 Minuten sehr lang. „Tools of Freakness“ fällt durch eine noch breitere musikalische Bandbreite als bisher auf – einfach geil. „Friends“ fällt aufgrund der übermäßigen Samples etwas aus dem Rahmen, die Tendenz in Richtung Depeche Mode ist deutlich spürbar, trotzdem reicht der Song bei weitem nicht an die übrigen heran. „So far to go“ reißt dann wieder richtig deftig an, und präsentiert und A Life Divided wie wir sie kennen – hart aber herzlich, emotionaler Tiefgang ohne Kitsch, dreckige Gitarren ohne gleich im Grunzmetal zu landen. Auf jeden Fall außerdem erwähnenswert: „ Free“ – besser könnte man dieses Wörtchen nicht in einen Song verpacken.
„I hope you´ll make it to the west“ gibt letztendlich auch dem Grunzfetischisten das was er braucht – der Song kracht unvermittelt nach einem zarten „Free“ mitten ins Gehirn und bringt dort jegliche Art der Gehirnmasse zum verdampfen. Track 13 ohnehin schon zwecks Ziffer hervorragend – „The persistence memory“ – schweinegeiler Track. Bleiben nur noch „Matter of sight“ und „cry for help“ – mit weiblicher Unterstützung – ABSULUT HYMNISCH GEIL, die sich beide eher still und ruhig verhalten, jedoch nicht ohne mit deftigem Abgang den Hörer in die Einsamkeit zu entlassen.
Kurzes Fazit, der verdammt langen Rede: Die Knie blutig und eine CD im Player die mit 14 Tracks ein musikalisches Gesamtkunstwerk aufbaut, dass seines gleichen sucht.
13 Punkte (von max. 15)
TRACKLIST
Anyone
Isolation
Some kind of grey
Hand of healing
The ordinary
Solid
Tools of a freakness
Friends
So far to go
Leaving
Free
I hope you`ll make it to the west
The persistence of memory
Matter of sight
Cry for help
[ *** Anspieltipps ]
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